Testbericht: JBL Club One Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung (ANC) & kräftigem Bass
Wer sich im Büro, Zug oder Flugzeug beim Musikhören nicht von Umgebungsgeräuschen ablenken lassen will, kommt nicht um Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung (Active Noise Cancelling) herum. Wer dazu auch noch Wert auf satten Bass legt, ist evtl. bereits auch schon auf das neue Premium-Modell JBL Club One gestoßen. Bei einem Preis von aktuell rund 346€ darf man erwarten, dass JBL hier auch ordentlich abliefert.
Wie klingen die Kopfhörer, und wie schneiden sie im Premium-Segment-Vergleich mit der Konkurrenz ab? Wir haben sie auf Herz und Nieren getestet.
Üppiger Lieferumfang in schicker Verpackung
Im orange-schwarzen Karton der JBL Club One finden wir natürlich zuerst die Kopfhörer in ihrer Aufbewahrungstasche. Des Weiteren befindet sich in der Verpackung noch ein kleiner Karton mit diversen Kabels und Adaptern: Zu einem wäre da ein normales 3,5 mm Kopfhörerkabel mit einer Fernbedienung und integriertem Mikrofon und leicht abgewinkeltem Anschlussstecker. Außerdem gibt es noch ein weiteres 3,5 mm Kopfhörerkabel als Spiralkabel mit dickerem Stecker und Gewinde. Dieses Gewinde ist für den nächsten Verpackungsinhalt interessant. Es handelt sich nämlich um einen 3,5 auf 6,25 mm Adapter, welcher bei Mischpulten und anderem Audio-Equipment zum Einsatz kommt.
Natürlich ist einer der beliebten Einsatzorte für ANC-Kopfhörer auch das Flugzeug, daher liegt auch ein Flugzeugadapter bei. Das mitgelieferte USB-C Kabel dient zum Aufladen der Kopfhörer und kann zusammen mit üblichen USB-Ladegeräten wie z.B. vom Smartphone genutzt werden. Außerdem gibt’s mit der Schnellstartanleitung und dem Garantieheft noch ein wenig Lesestoff.
Stabile Verarbeitung mit Metall
Direkt beim Herausnehmen der JBL Club One fällt die sehr hochwertige Verarbeitung auf. Dies liegt vor allem am gewissen Gewicht der Kopfhörer, aber auch an der Robustheit. JBL verbaut hier sehr stabile Metallbügel und Gelenke, denen ich einiges an Lebenszeit zutraue. Bei den Ohrmuscheln kommt ein Soft-Touch Kunststoff zum Einsatz, der sich sehr wertig anfühlt.
Die Kopfhörer sind dabei komplett in Schwarz gehalten, nur ein silberner Akzentring befindet sich auf der Ohrmuschel. Auch das sonst knallig orange weiße JBL Logo ist in einem leicht glänzenden Schwarz auf den Kopfhörern zu finden. Schaut man direkt in die Kopfhörer, findet man ein kleines Design-Highlight: Wo sonst normalerweise undurchsichtige Abdeckungen vor denen Treibern verbaut sind, findet man hier eine weiche, durchsichtige Schicht. Diese erlaubt einen Blick durch ein silbernes, ansprechend gestaltetes Metallgitter direkt ins Innenleben auf die leicht orange scheinenden Treiber.
An dieser Stelle hat JBL außerdem auch noch die Markierung für die jeweilige Kopfhörer-Seite (L/R) untergebracht.
Die Ohrpolster sind mit Kunstleder überzogen und mit weichem Schaumstoff gefüllt. Ähnlich ist es mit dem Kopfbügel, hier natürlich mit etwas härterer Füllung. Meine Ohren sind jetzt nicht die kleinsten und ich gerate in Probleme mit dem Komfort. Ich hab gerade genug Platz, dass ich es noch als bequem empfinde. Für alle mit etwas größeren Ohren also ein Punkt, den man Kopf behalten sollte. Leider empfinde ich sie wegen der kleinen Ohrmuscheln nach mehreren Stunden dann doch unbequem, aber das Gewicht, welches durch den Einsatz von den Metallbügeln entsteht, fällt nicht störend auf. Vom Design und Tragekomfort gefallen sie mehr sehr gut und das kleine Detail in den Ohrmuscheln hat mich als Audio Enthusiast gefreut.
Aktive Geräuschunterdrückung auch kabelgebunden
Für einen kabellosen Bluetooth-Kopfhörer haben die Club One relativ viele Anschlüsse. Zu einem wäre da natürlich der USB-C Ladeanschluss – super, dass man hier auf den modernen USB-C Anschluss setzt, denn so kann man auch zum Beispiel das Ladekabel vom Handy nutzen. Dann haben wir auf beiden Seiten des Kopfhörers einen Kopfhörerkabelanschluss. Daher könnt ihr euch flexibel aussuchen, auf welcher Seite ihr das Kabel einsteckt.
Dann gibt es auch noch einiges an Knöpfen und LED-Anzeigen. Auf der rechten Seite finden wir an der Ohrmuschel drei nebeneinander liegende Tasten zur Mediensteuerung. Mit diesen kann man zum Beispiel Musik starten/pausieren oder die Lautstärke verändern. Ein langer Knopfdruck auf die Lautstärke erlaubt auch ein vor- und zurückspringen. Weiter auf der linken Seite mit drei separat an der Ohrmuschel liegenden Knöpfen: Der Power-Button, der Button zum Koppeln der Kopfhörer und einer zum Durchschalten der Umgebungsgeräuschmodi (es gibt hier zwei Modi, die ihr in der App festlegen könnt; mehr dazu später).
Unkompliziertes Einrichten auf Android-Geräten
Schaltet man die Kopfhörer ein und hat ein Android Gerät, auf dem der Google Assistant installiert ist, erscheint direkt eine Benachrichtigung zum Verbinden der Kopfhörer. Einmal tippen, und schon sind die Kopfhörer verbunden. Dann wird euch auch gleich angeboten, den Google Assistant einzurichten, denn die Club One haben auf der linken Ohrmuschel einen großen Knopf nur für den Sprachassistenten. Auch hier reicht das Aufrufen der Benachrichtigung und das Erteilen der Freigabe, um den Sprachassistenten einzurichten. Zusätzlich muss jedoch in der My JBL Headphones App der Kopfhörer auf den Google Assistant eingestellt werden. Hier sehen wir dann auch die Möglichkeit, Alexa als Alternative zum Google Assistant zu nutzen.
Ohne Android Gerät ist das Einrichten ebenfalls nicht viel komplizierter: Einfach in den Bluetooth Einstellungen eures Gerätes suchen und JBL Club One auswählen.
Sehr praktisch ist auch die Möglichkeit, mehrere Geräte gleichzeitig zu koppeln. Ihr könnt also zum Beispiel euren Laptop verbinden und bei einem eingehenden Anruf direkt auf euer Smartphone wechseln. Das Umschalten zu einer anderen Audioquelle nimmt nur 1-2 Sekunden in Anspruch und ist somit deutlich schneller und unkomplizierter, als das Gerät neu koppeln zu müssen.
Der Klang: Satter Bass, klare Höhen
Beim veranschlagten Preis erwartet man natürlich einiges an Klangqualität – und wird hier auch nicht enttäuscht. Die 40 mm Treiber des JBL Club One bieten definitiv einen kräftigen vollen Bass. Während andere Kopfhörer mit ähnlich gutem Bass im Bereich der Höhen schwächeln, liefert der Club One jedoch auch hier eine klare Wiedergabe. Auch die Mitteltöne sind ausgewogen und angenehm – gefällt mir sehr!
Zusätzlich sind sie noch auf den JBL Pro Sound abgestimmt. Damit bezeichnet JBL den bekannten Sound mit kräftigem Bass, den diverse DJs & Produzenten wie auch Armin van Buuren auch bei ihren professionellen JBL Lautsprechern hören. So möchte man dem Hörer den gleichen Klang bieten, wie der Produzent es sich vorgestellt hat.
Ein wenig verwunderlich ist die Verfügbarkeit der Bluetooth-Codecs. Denn hier scheint man sich auf das absolute Minimum geeinigt zu haben. Die JBL Club One unterstützen kein aptX, LDAC oder Samsung HD. Kurz erklärt sorgt ein Codec für die Übertragung zwischen Abspielgerät und Smartphone. Der Standardcodec SBC ist dabei nicht der beste und daher setzen viele Hersteller auf Codecs, die sie einkaufen oder selbst entwickelt haben. Mit aptX wird zum Beispiel die Musik nicht so stark komprimiert und die Qualität von Musikstreamingdiesten, wie Spotify Premium, kann voll ausgenutzt werden. Auch ist die Latenz geringer, also die Verzögerung zwischen Smartphone und Kopfhörer. Dadurch ist das Audio von Videos deutlich lippensynchroner. Eine ausführlichere Erklärung zu Bluetooth-Codecs findet ihr im Ratgeber bei unseren Freunden von China-Gadgets.
Hier holt man also mit SBC nicht das volle Potenzial aus den Kopfhörern und es ist wirklich verwunderlich, warum dies bei Kopfhörern in diesem Preissegment nicht vorhanden ist. Besonders wenn man weiß, dass JBL zur Harman Gruppe gehört, welche vor einigen Jahren von Samsung gekauft wurde. Also sollte die Lizenz für Samsung HD nicht allzu schwierig zu bekommen sein. Beachtet jedoch, dass die Kopfhörer auch, wenn sie nur SBC haben, noch gut klingen und mit Kabel sowieso ihr volles Potenzial zeigen.
Leise Umgebung dank aktiver Geräuschunterdrückung
Neben dem Klang ist hier natürlich das Hauptfeature die aktive Geräuschunterdrückung (ANC). Diese funktioniert relativ gut und funktioniert sowohl kabellos, als auch mit angestecktem Kabel. Zuerst muss angemerkt werden, dass die Kopfhörer durch ihre Bauart passiv schon sehr stark die Lautstärke dämpfen. Das ANC filtert zusätzlich einen Großteil der restlichen Geräusche heraus. Lüftungen und auch Ventilatoren in direkter Nähe können fast ohne Probleme ausgeblendet werden. Wie so oft hat diese Technologie Schwierigkeiten mit Stimmen und so können weiterhin Gespräche in der Nähe wahrgenommen werden. Auch kurze laute Geräusche, wie ein Schnipsen, sind eine Herausforderung für die Kopfhörer. Hier hat der Club One Luft nach oben und unterliegt dem Konkurrenten Sony WH-1000XM3. Mehr dazu im direkten Vergleich.
Auch für Situationen, in denen die Umweltgeräusche nicht vollkommen gedämpft werden oder beispielsweise Gespräche ohne die Abnahme der Kopfhörer stattfinden sollen, hat der JBL Kopfhörer eine passende Lösung integriert. Dazu gibt es zwei Modi, die in der App eingestellt werden und über einen Knopf an der linken Ohrmuschel aktivierbar sind. Zum einen ist es der TalkThru Modus, bei dem die aktuell laufende Musik quasi stumm ist und das ANC gelockert wird. Zusätzlich wird das Gehörte über die eingebauten Mikrofone in den Kopfhörer eingespielt. Zum anderen existiert der Modus Ambient Aware, durch welchen lediglich die Stärke der Geräuschunterdrückung gesenkt wird.
Equalizer in der My JBL Headphones App
Über die My JBL Headphones App für iOS und Android könnt ihr eure Club One Kopfhörer anpassen. In der App könnt ihr euren präferierten Smart Ambient Modus auswählen und das ANC ein- oder ausschalten. Zusätzlich könnt ihr über den Equalizer die Klang-Einstellungen nach euren Wünschen anpassen. Hier gibt es praktischerweise auch schon einige voreingestellte Profile von bekannten DJs wie Armin van Buuren oder Nicky Romero.
In den Einstellungen der App kann man eine automatische Abschaltung aktivieren, den präferierten Sprachassistenten auswählen und Firmware-Updates durchführen. Auch der genaue Ladestand wird in der App angezeigt.
Vergleich: JBL Club One vs. Sony WH-1000XM3
In der Welt der kabellosen Kopfhörer mit ANC gibt es einige Modelle, die um den Thron des besten kämpfen. Einer der definitiven Kandidaten dafür ist der Sony WH-1000XM3, welcher mit guter Qualität und starkem ANC daher kommt. Wie schlägt sich der JBL Club One gegen ihn?
Komfort:
Die Verarbeitung ist extrem hochwertig, lediglich wäre für mich persönlich die Passform der Ohrmuscheln nicht optimal. Die Sony WH-1000XM3 sind hier auf Dauer bequemer – wobei man natürlich sagen muss, dass das ein individuelles Empfinden ist und Leute mit mittelgroßen und kleineren Ohren sicherlich keine Probleme mit dem Club One haben werden.
Klang: JBL punktet beim Bass
Was mir im direkten Vergleich der beiden Kopfhörer auffällt, ist der stärkere Bass bei den Club One. Bassbetonte Musik macht einfach ein wenig mehr Spaß mit den JBL Kopfhörern. Der Sony Kopfhörer ist hier einfach ein wenig zurückhaltender. Sonst ist der Sound der Sony detaillierter und voller. Hier kommt dem Kopfhörer auch die Unterstützung von LDAC und aptX zu Gute. Fans von basslastiger Musik kann ich klar den JBL Club One empfehlen, hier liegt die Stärke des Kopfhörers.
Noise Cancelling auf hohem Niveau
Hier kommen wir zu einem Bereich, in dem der Sony WH-1000XM3 die meisten Modelle hinter sich lässt. Auch der JBL Club One muss sich ihm knapp geschlagen geben. Während das Sony-Modell quasi die komplette Umgebung ausblendet, bleiben einige Geräusche bei den JBL Kopfhörern leise übrig. Mit einer gewissen Lautstärke an Musik wird das Gesamtergebnis zwar besser, aber bei einem Podcast oder Hörbuch bleiben sie weiter vorhanden. Wohlgemerkt ist das nur Kritik auf ganz hohem Niveau, das ANC ist auch beim Club One ganz klar im sehr guten Bereich.
Akku-Laufzeit bei über 20 Stunden
Der JBL unterliegt zwar dem Sony je nach Nutzungsart um wenige Stunden, jedoch lädt er sich auch schneller wieder auf. Beide Kopfhörer halten jedoch über 20 Stunden mit aktivierter Geräuschunterdrückung durch, und während dieser Laufzeit findet man sicher auch wieder eine Auflademöglichkeit.
App, Sprachassistenten & Verbindung
Beide Kopfhörer haben eine begleitende App. Die Sony Headphones App ist hier zwar jedoch deutlich umfangreicher – aber gerade softwareseitig kann JBL seine App durch Updates jederzeit erweitern und einen größeren Funktionsumfang bieten.
Auf beiden Kopfhörern lassen sich Google Assistant und Amazon Alexa relativ simpel verknüpfen, Sprachbefehle werden ohne Probleme angenommen und interpretiert. Dabei ist die Aktivierung bei den Sony Kopfhörern über einen Knopf an der Ohrmuschel deutlich umständlicher als der große Knopf auf der Ohrmuschel des JBL Club One. Wer also viel und gerne mit seinem Sprachassistenten interagiert, findet mit dem JBL Club One den besseren Kandidaten.
Ein weiterer Vorteil der JBL Kopfhörer: Dadurch, dass man mehrere Geräte gleichzeitig verbinden kann, ist ein schnelles und bequemes Wechseln zwischen mehreren Eingabegeräten möglich. Die Sony Kopfhörern erlauben das nicht in diesem Tempo.
Wer ist der Gewinner?
Den Komfort kann man eigentlich nur am jeweiligen Nutzer messen. Solltet ihr größere Ohren haben, solltet ihr auf jeden Fall mal den Tragekomfort der JBL testen, bevor ihr euch endgültig entscheidet. Beim Klang sind beide Kopfhörer wie erwartet auf extrem hohem Niveau, wobei ich den Sony zwar als Allrounder-Modell präferieren würde, bei basslastiger Musik wie Elektro & Techno aber den JBL. Beide Kopfhörer bieten einen Equalizer, also könnt ihr das Klangprofil auch noch eurer Vorlieben entsprechend anpassen. Beim ANC ist Sony wohl minimal besser, wobei es sich hier maximal um einen Unterschied zwischen „fast perfekt“ und „sehr gut“ handelt.
Fazit: JBL Club One Kopfhörer kaufen?
JBL macht mit ihren Club One Kopfhörern extrem viel richtig, hat nur wenige kleinere Schwächen auf extrem hohem Niveau, aber auch Vorteile. Die Club One sind sehr robust verbaut und werden voraussichtlich eine lange Lebenszeit haben. Der große Lieferumfang der Kopfhörer enthält eigentlich alles, was man sich wünschen kann. Auch die aktive Geräuschunterdrückung funktioniert sehr gut, jedoch mit mit minimalen Abzügen gegenüber der Konkurrenz. Bei dem wichtigsten Kriterium Klang weiß JBL vollends zu überzeugen und liefert ein sehr ausgeglichenes Gesamtpaket, bei dem besonders der satte Bass hervorzuheben ist.
JBL spricht hier also vor allem bassliebende Club-Besucher an und hat den Namen der Serie wohl nicht umsonst gewählt. Liebhabern von elektronischer Musik kann man ganz klar die Empfehlung geben, den Kopfhörer auszuprobieren. Die Konkurrenz ist in diesem Segment durchaus stark, und mit rund 350€ liegen die JBL aktuell preislich auch über vergleichbaren Modellen. Da sie aber auch erst im Jahr 2020 releast wurden, darf man hoffen, dass sich das Preisniveau künftig noch etwas nach unten einpendeln wird – und spätestens dann kann ich hier besonders für Freunde elektronischer Musik eine volle Empfehlung aussprechen.
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