🥪🙅🏻 Ist das noch genießbar? Wie lange halten Lebensmittel nach dem MHD
Es ist so krass – durchschnittlich 82 Kilo Lebensmittel wirft jede Person in Deutschland pro Jahr weg. Und das einfach nur, weil das aufgedruckte Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) überschritten wurde. Dabei weist der Aufdruck Verbraucher*innen neben der Angabe, wie lange Wurst, Käse oder Aufstriche noch verzehrt werden können eben auch manchmal nur darauf hin, wie lange die Lebensmittel ohne wesentliche Geschmacks- und Qualitätseinbußen oder gesundheitliche Risiken genießbar sind.
Was vielen von euch noch gar nicht so richtig aufgefallen sein dürfte, ist der Aufdruck des sogenannten Verbrauchswertes auf leicht verderblichen Speisen wie Rohmilch oder Hackfleisch. Denn dort muss statt dem üblichen „Mindestens haltbar bis …” oder „Bei vier Grad mindestens haltbar bis …” nämlich stehen „Zu verbrauchen bis: …”. Damit zukünftig nicht mehr ganz so viel Lebensmittel im Müll landen, geben wir euch hier ein paar Tipps mit auf den Weg.
Was ist der Unterschied zwischen MHD und Verbrauchswert
Wie bereits eingangs erwähnt, finden sich inzwischen auf fast allen Lebensmitteln Angaben über deren Haltbarkeit. Ob nun „Mindestens haltbar bis …”, „Bei vier Grad mindestens haltbar bis …” oder schlicht „MHD: xx.xx.xxxx“ spielt dabei aber keine Rolle. Dieses Mindesthaltbarkeitsdatum gewährt für bestimmte Lebensmittel, dass zum Beispiel der Vitamin- und Mineralstoffgehalt, der Geruch, der Geschmack, das Aussehen, die Konsistenz oder der Nähr- und Gebrauchswert eingehalten werden. Nach Ablauf des Datums wird es jedoch nicht ungenießbar, sondern lediglich der Geschmack kann sich etwas verändern.
Anders verhält es sich dagegen beim Verbrauchswert oder Verbrauchsdatum, welches auf leicht verderblichen Speisen wie Rohmilch oder Hackfleisch stehen muss. Denn dort ist dann zu lesen „Zu verbrauchen bis: …” und entsprechend ernst genommen werden sollte dieses Datum auch. Denn wenn es abgelaufen ist, muss das Lebensmittel entsorgt werden. Besonders sehr leicht verderbliche Lebensmittel und insbesondere solche, deren Verderb eure Gesundheit durch eine Lebensmittelvergiftung gefährden, müssen mit einem Verbrauchshinweis gekennzeichnet werden. Dazu gehören entsprechend Nahrungsmittel wie Hackfleisch, Geschnetzeltes, frische Bratwurst oder auch Frischfleisch.
So erkennt ihr verdorbene Speisen – benutzt eure Sinne!
Eigentlich ist der Tipp, um verdorbene Lebensmittel zu erkennen, einfach, genial und immer in eurer Nähe. Denn ihr müsst schlicht auf eure Sinne vertrauen. Schaut euch das Produkt ganz genau an, riecht daran, fasst es an oder probiert es einfach im Zweifelsfall. Wenn es komisch riecht, sich wabbelig oder schmierig anfühlt, Verfärbungen zeigt oder anders schmeckt als gewohnt, dann werft es final weg! Falls nicht, könnt ihr es in aller Regel noch essen. Der Grund ist auch ganz klar, denn unsere Vorfahren hatten auch keinen Kühlschrank und mussten sich auf ihre Sinne verlassen. Daher reagieren wir auch automatisch, wenn beispielsweise etwas bitter schmeckt.
Hier noch einmal die Tipps, um die Frage „Ist das noch gut?“ selbst zu beantworten:
- Schaut genau hin. Entsorgen solltet ihr die Lebensmittel zum Beispiel, wenn sie eine feucht-glitschige Oberfläche aufweisen oder schimmelig geworden sind. Außerdem gehören gewölbte Konserven oder pralle, aufgewölbte Kunststoffverpackungen mit Lebensmitteln in den Müll.
- Riecht daran. Wenn bei Lebensmitteln das MHD abgelaufen ist, solltet ihr euren Geruchssinn nutzen. Riecht an den Speisen und werft sie weg, wenn sie ranzig, faulig oder einfach anders als normal riechen.
- Probiert eine kleines Stück. Scheint das Lebensmittel noch in Ordnung zu sein, probiert einfach ein kleines Stückchen. Aber Vorsicht! Wenn es anders schmeckt als gewohnt oder wenn ihr merkt, dass es eine ungewohnte Konsistenz hat, dann gilt auch hier: Werft es besser weg.
Bis zu 360 Tage nach Ablaufdatum genießbar
Ist das Mindesthaltbarkeitsdatum daher überhaupt noch sinnvoll, oder sollte endlich eine zeitgemäße und sinnvolle Datierung von Lebensmitteln eingeführt werden? Diese Frage hat sich das Schweizer Portal Foodwaste auch gestellt und möchte mit einer Arbeitsgruppe das neue Mindesthaltbarkeitsdatum plus (MHD+) einführen. Dieses soll einen Zeitrahmen über das normale Ablaufdatum hinaus festlegen, in der ein Produkt bei korrekter Lagerung sicher noch genießbar ist. Im Falle von Mehl, Schokolade oder Tee können das auch mal 360 Tage und mehr sein.
Ebenfalls fordert die Organisation, dass es auch beim Verbrauchsdatum einige Neuerungen geben sollte. Hintergrund ist hier, dass Produkte, die mit einem „VD“ gekennzeichnet sind und vor Ablauf des Datums eingefroren wurden, noch weitere 90 Tage verwendet werden können. Dieser Leitfaden soll den Lebensmittelproduzenten helfen, für die jeweiligen Produkte ein korrektes MHD zu wählen. Dadurch sollen deutlich mehr Lebensmittel gerettet und verteilt werden können – ein sehr guter Ansatz!
Übrigens hat bereits 2018 die Umweltschutzorganisation Greenpeace (übrigens nicht identisch mit dem Greenpeace Magazin) geprüft, wie lange Lebensmittel eigentlich nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch essbar sind. Damals hatte Greenpeace mehrere Nahrungsmittel über neun Monate hinweg getestet und ist dabei zu folgendem Ergebnis gekommen. Übrigens waren dabei Salami, Eier, Joghurt, Soja-Joghurt, Tofu, Käse, Kuchen und Sesamdip unter den Testkandidaten. Das Ergebnis:
- Am schnellsten ungenießbar war der Sesamdip. Er hielt 14 Tage länger durch, als das MHD angab.
- Den Käse konnte man bis zu acht Wochen nach MHD noch essen,
- der Kuchen hielt zehn Wochen länger als das MHD,
- genauso die Salami.
- Die Eier konnten bis zu zwölf Wochen nach MHD noch verwendet werden,
- der Soja-Joghurt hielt 152 Tage länger als das MHD es angab, also etwa fünf Monate.
- Der Tofu war nach sechs Monaten nach Ablauf des MHD noch genießbar.
- Und der Joghurt – der persönliche Überraschungs-Sieger – hielt ganze 270 Tage länger durch, als das Mindesthaltbarkeitsdatum es angab. Nach über sechs Monaten war das Milchprodukt also noch genießbar – erst nach neun Monaten konnte man es schließlich nicht mehr essen.
Fazit – Wie sieht’s bei euch aus?
Ganz oben in dem Artikel findet ihr eine Grafik, die wir für euch erstellt haben. Diese könnt ihr auch gerne herunterladen und abspeichern oder ausdrucken, denn so seht ihr immer auf den ersten Blick, wie lange die Lebensmittel nach dem MHD noch haltbar sind. Mich selbst haben die Zahlen auch überrascht – und das obwohl ich selbst Lebensmittel oft deutlich später als dem MHD esse. Also checkt das gerne, wenn ihr das nächste mal Speisen wegwerfen wollt und reduziert somit das Aufkommen von Lebensmitteln im Müll.
Wie steht ihr dazu? Werft ihr Lebensmittel ab dem Zeitpunkt des Überschreitens des MHD weg oder prüft ihr diese noch? Hat euch der Artikel auch überrascht und werdet ihr eure Verhaltensweisen zukünftig ändern? Schreibt’s uns gerne in den Kommentaren – wir sind gespannt.
Lasst’s euch schmecken, euer Steven.
Du musst eingeloggt sein um ein Kommentar zu schreiben.
Absolut sinnvoll, sollte jeder Lesen, der lesen kann.
Bei meiner Frau und mir wird kein Essen weggeschmissen, es sei denn, es ist verschimmelt.
Wenn wir alles wegschmeißen würden, was über das MHD ist, könnten wir etwa 90 Prozent des Inhaltes unseres Vorratsraumes (Kinderzimmer) und auch Kühl/Gefriereinheit entsorgen. Bei einem Zweipersonenhaushalt kann man nunmal nicht z.B. 125 Pfund Nudeln zuzüglich Soßen etc. in z.B. drei Jahren verbrauchen.
In diesen Zeiten der hohen Preise bin ich froh, in den letzten Jahren so einen immensen Vorrat an allen möglichen Verbrauchsgütern angeschafft zu haben. Alles nur mit Fahrrad und großem Rucksack.
@Herr Cedes:
“ könnten wir etwa 90 Prozent des Inhaltes unseres Vorratsraumes (Kinderzimmer)“
Ihr haltet Kinder auf Vorrat bis über das MHD? 😲 😉 😂
Die haben wir vorher schon verkauft, bevor sie „ungenießbar“ waren. 😀
@Herr Cedes:
Das war ein Fehler. Wer soll dir im hohen Alter deine 125 Pfund Nudeln (hast du die ernsthaft???) besorgen? 😜
Hatte ich… mal vor drei vier Jahren. Nun sind es „nur“ noch knapp 30 Pfund. Habe aber auch seit dem keine gekauft.
Das Bild ist bisschen eklig, aber der Inhalt des Artikels gut 😅
@Killminator:
Hehe… immerhin schreckt es ja nicht zu sehr vom Lesen ab! 😀 Danke für das Kompliment. 🙂
Mein Rekord für Joghurt liegt bei 6 Monaten übers MHD, aber gerade bei Joghurt sieht und riecht man sofort wenn dieser nicht mehr essbar ist.
Ansonsten halte ich nicht viel von diesen Daten und verlasse mich idR aufs Gefühl und den Geschmack.
Mein Klassiker:
Steak drei Tage vor Ablauf mit -30 % kaufen, sofort einfrieren und dann ist’s auch in drei Monaten noch sehr gut
@Pilzener: Mache ich genauso. Kaufe nur -30-50% Fleisch und ab in den TK.
@Freiwilliger:
aber da muss dann der Supermarkt die Ware auch sehr gut gekühlt haben. Bei Geflügel würde ich da aufpassen.
Bei Fleisch muss man aber schon das Aussehen auch berücksichtigen. Früher war das zumindest so, dass Fleisch neu etikettiert wurde. Weiss nicht, ob das jetzt auch noch der Fall ist. Das kommt meist eh schon eingeschweisst von den Produktionsfirmen.
Bei Käse ist das aber noch der Fall. Der wird ja in der Käsetheke extra portioniert und dann in Plastikfolie eingepackt. Da kann man beobachten, ob dann derselbe Käse am nächsten Tag wieder neu verpackt wurde.
Magerquark geht auch ewig nach Ablauf des MHD.😃👍🏼
Da bin ich raus. 🙃
Im Zweifel als Käsekuchen 😉
@evafl21:
hmm… Käsekuchen alias Quarktorte! 🙂
Top Artikel, bei uns wird auch viel länger gegessen als angegeben.
@evafl21:
Danke für das Kompliment. 🙂
Ja Quark und Joghurt sind ewig haltbar – solange die Verpackung nicht kaputt ist
Ich glaube diese statistischen „82 Kilo pro Kopf und Jahr“ sind über die ganze Lieferkette gerechnet. Die Märkte werfen viel mehr weg als der Verbraucher. Da den erhobenen Zeigefinger dem Verbraucher zu zeigen ist so ein bisschen am Ziel vorbei.
@JonnZ: Danke – sehe ich genauso. Ich mag es auch nicht – statistische Werte für irgendwas, wo man sich fragt wie irgendwelche Leute auf so was kommen. 82Kg – das wären jeden Monat 7Kg Lebensmittel – lächerlich.
Hier die Werte von 2020
Die Primärproduktion hat an der Gesamtabfallmenge einen Anteil von 2 Prozent (0,2 Mio. Tonnen). Darüber hinaus werden überschüssige und verdorbene Lebensmittel jedoch auch betriebsintern verwertet – und sind in solchen Fällen in o. g. entsorgungsseitig erhobenen Zahlen nicht berücksichtigt.
Bei der Verarbeitung fallen 15 Prozent (1,6 Mio. Tonnen) an.
Im Handel entstehen 7 Prozent (0,8 Mio. Tonnen) der Lebensmittelabfälle.
Bei der Außer-Haus-Verpflegung fallen 17 Prozent (1,9 Mio. Tonnen) der Abfälle an.
Der Großteil der Lebensmittelabfälle entsteht mit 59 Prozent (6,5 Mio. Tonnen) in privaten Haushalten, dazu gehören neben übrig gebliebenen Speiseresten z. B. auch Nuss- und Obstschalen sowie Knochen.
Naja, Knochen sind für meine Beißerchen 😁nicht so geeignet. Obst- und Nußschalen wandern in die Biotonne. Speisereste werden am nächsten Tag gegessen. Aber ich gebe zu, ich habe vor kurzem Wurst entsorgt, das irgendwie das Mindesthaltbarkeitsdatum doch etwas länger überschritten hatte und kurz vor der Auferstehung war. Das ist mir seit Jahren nicht mehr passiert. Ich schäme mich dafür 😔
Das liegt aber momentan am Wetter.
Gestern die Kühlschranktür geöffnet.
Der Käse hielt ein Referat über Vergänglichkeit.
Er hatte die Haare schön.
@ʇɐɔ!ʇs!ɥdos:
Solange sie nicht bereits den ganzen Kühlschrank ausfüllen, lässt sich der Schaden begrenzen und einen dankbaren Abnehmer findest du bei den Müllcontainern der Lebensmittelhändler. Was die da betreiben ist meiner Meinung nach sehr mutig.
Bei mir keine Seltenheit Bier über 1 Jahr nach dem MHD – schmeckt genauso gut wie frisch gekauft. Ebenso auch Cola oder Saft. Wird nichts weg geworfen was nicht offensichtlich verdorben ist (Schimmel, Geruch, Geschmack) – dafür braucht man keine Krise haben, war schon immer so. 🍻
@0alex0: Muss ich widersprechen – grade bei Getränken finde ich das man doch sehr viel an Verlust merkt – vorne weg Getränke wie Cola/Pepsi light – die schmecken tlw. schon vor dem MDH nur noch eklig. Bier – finde auch das es schon recht schnell schal schmeckt. Aber vielleicht bin ich auch empfindlich(er).
Ich hole mir seit ich hier „Mitdeale“ bei den Cashback- oder Gratisktionen den Getränkevorrat und es reicht sehr lange. Meist bis zur nächsten Gratisaktion 😀 MHD ist für mich nur eine Orientierung.
Diesen Artikel sollte jeder durchlesen
@TwoFace:
so ist es! 🙂
Das mache ich seit jeher so. Ungeöffnet wird bei mir nichts weggeworfen
@ardlon:
Doch, ich hatte mal Aufbackbrötchen im durchgehend grünen Design. Das Mindesthaltbarkeitsdatum war noch lange nicht erreicht. Trotzdem habe ich mir das Öffnen der Verpackung gespart und so in die Mülltonne geworfen. Leider kommt es auch immer wieder mal vor, dass das Haltbarkeitsdatum noch lange nicht erreicht ist und die Ware ist trotzdem verdorben.
Richtig so in dem Fall.
Ja das passiert wenn Luft dazu kommt – hatte ich auch schon bei Kräuterbaguette oder Käse 🙈 seitdem schaue ich, ob alles noch luftdicht ist
Wenngleich ich das schon praktiziert seit Jahren, so danke ich für die Veröffentlichung und Erreichung von Millionen. Auf die Idee kam ich nicht. 👍👍👍👍
@®:
Danke für das Kompliment und natüüüüüürlich erreichen wir hier Millionen User! 🙂 Mindestens! 😀
Also das mit „Salzige Snacks +30 Tage“ auf dem Bild kann wohl nicht so ganz stimmen falls damit sowas wie Salzstangen, Salzbrezeln etc. gemeint ist, denn die halten (sofern keine Luft und damit Luftfeuchtigkeit) dran kommt, eigentlich „ewig und 3 Tage“ bzw. mehrere Jahre. Was soll da auch schlecht werden.
Fett kann ranzig werden
Mein Rekord war Halloumi 1 Jahr nach MHD, und Pilzpulver im Weckglas gefunden in einer Umzugskiste 10 Jahre später. Beides was essbar. Halloumi ist aber so salzig, dass es kaum schlecht werden kann.
Und Pilzpulver waren getrocknete Steinpilze.
Wer richtig schrumplig aussehende Möhren hat: schälen, abspülen, ggf. halbieren und in einem Weckglas mit frischem Wasser im Kühlschrank aufbewahren. Die Mörchen halten noch lange so und werden wieder knackig
Nicht wirklich bei Angebotspreisen von 69 Cent/kg.
Auch bei diesem Preis hat jemand dafür hart gearbeitet.
Fleisch vor Ablaufdatum lässt sich gut einfrieren. Auch kann man das zubereiten und Frikadellen oder eben was man daraus machte auf Vorrat einfrieren (und portionsweise entnehmen) oder z.B. fertige Bolognese einwecken (3x lange einkochen!). Oder als Eintopf / Gulasch im Glas einwecken. Das spart die tägliche Kocherei und schont den Geldbeutel.
Gestern habe ich ein Fach im Kühlschrank aufgeräumt und mit Schrecken festgestellt, dass dort ein eingeschweißter Tofu mit MHD 03/2023 liegt. Nunja, geöffnet, er roch ok, war weder angeschwollen noch schimmlig – abgespült, geraspelt in Bauck Nuggetteig untergerührt und lange gebraten. Gestern gegessen als Experiment – ich habe es überstanden 🤪